[Rezension] Markovits, Anouk: Ich bin verboten

Ich bin verbotenDetails:
Originaltitel: I am forbidden
Autorin: Anouk Markovits
übersetzt von: Anne Rademacher
Genre: Gegenwartsliteratur
Reihe: –
Gattung: Roman
Verlag: Knaus Verlag ( 2013 )
Seiten: 288

Inhalt:

Als Mila Hellers jüdische Eltern bei der Flucht vor den Nazis sterben, gelangt sie nur mit der Hilfe des Jungen Anghel, der seine jüdische Herkunft verleugnen muss, zur jüdischen Familie Stern. Rabbi Stern, streng gläubiger Satmar-Chassidim, kümmert sich nicht nur um ihre Erziehung, sondern muss auch seine eigenen Kinder gemeinsam mit seiner Frau Hannah vor der modernen und unreinen Welt der Ungläubigen beschützen.

Meinung:

Es ist die Zeit des 2. Weltkriegs, als die Geschichte von Mila Heller beginnt. Auf der Flucht vor den Truppen Hitlers wird ihre hochschwangere Mutter und ihr geliebter Vater getötet. Nur dank des Jungen Anghel, der gerade zur Stelle war, überlebt das Mädchen. Er hilft ihr, zur jüdischen Familie Stern zu gelangen. Von nun an wächst das Mädchen in einer streng orthodoxen Familie von Satmar-Chassidim auf.

Als die Familie nach Paris zieht, lernt sie mit ihrer neuen Schwester Atara nicht nur eine neue Sprache und Kultur kennen, sondern auch den Konflikt, der ein streng religiöses Leben, das zwischen Heiligem und Profanem, zwischen Reinem und Unreinem streng trennt, mit sich bringt, kennen. Während Mila sich von den weltlichen Dingen abwendet und so gut es geht nach den jüdischen Regeln lebt, kann Atara dem nicht widerstehen. Sie liebt es heimlich in die Bibliothek zu gehen und würde nur zu gerne das Baccalauréat machen. Doch das ist ihr verboten. Zalman nimmt die Mädchen davor von der Schule, damit sie ihrer Mutter Hannah im Haushalt und mit den vielen kleineren Geschwistern helfen. Sie sollen würdige und reine Mütter Israels werden und dem jüdischen Volk Kinder schenken.

Ich bin verboten erzählt aber nicht nur den Konflikt zwischen moderner Welt und strengem Judentum, sondern Autorin Anouk Markovits lässt über die Jahrzehnte hinweg mehrere Stimmen sprechen. So berichtet sie von Milas Ehe mit Anghel, der eigentlich Josef Lichtenstein heißt und inzwischen wieder zu einem streng orthodoxen Juden herangewachsen ist. Obwohl Mila alle Regeln, vom Zählen der reinen und unreinen Tage, bis hin zu Waschungen und koscherem Essen befolgt, bleibt ihre Ehe kinderlos. Doch die strikten Regeln, der Zwang, unter dem ein jüdisches Ehepaar steht und die Gefühle, die beide füreinander hegen, stehen ebenfalls im Konflikt zueinander. Als die Ehe auch nach 10 Jahren immer noch keine Kinder vorweisen kann und Mila einen drastischen Schritt eingeht, um ihrer jüdischen Pflicht als Frau gerecht zu werden, muss Josef zwischen der Liebe zu seiner Frau und dem jüdischen Gehorsam, denn mit jeder Sünde rückt die Erlösung durch den Messias weiter in die Ferne.

Eindringlich und auf tief berührende Weise lässt die Autorin den Leser in die Leben der jüdischen Familie eintauchen. Sie erzählt, wie diese Leben in der modernen Welt überhaupt funktionieren können und zeigt auch, welche Probleme auftauchen und wie selbst eine strenge Befolgung der jüdischen Riten nicht verhindern kann, dass ein Leben ungelebt bleibt und ein möglicher Fehler auch Generationen später noch Leben zerstören kann.

Fazit:

Ich bin verboten ist eine tiefbewegende Geschichte über das Leben und den Konflikt von chassidischer Juden in der modernen westlichen Zivilisation. Anouk Markovits, die selbst als Satmar-Chassidim aufwuchs, lässt durch ihre kraftvollen Figuren, sei es die freiheits- und literaturliebende Atara oder die von ihrer Lebensweise überzeugte Mila, den Leser wie durch einen Sog in ihre Leben eintauchen.

Bewertung: [5/5]

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