[Rezension] Blazon, Nina: Totenbraut

Details:

Genre: Kinder- und Jugendbücher
Reihe: –
Gattung: Roman
Verlag: Ravensburger Buchverlag ( 2009 )
Seiten: 430

Klappentext: Serbien im Jahr 1731: Für eine Handvoll Gold wird Jasna von ihrem Vater an einen reichen Gutsherren verkauft. Der rätselhafte Fremde nimmt das Mädchen mit auf seinen Hof an der Grenze zum Osmanischen Reich. Dort wird Jasna mit seinem Sohn Danilo verheiratet. Schnell stellt die junge Braut fest, dass ein schrecklicher Fluch auf der Familie lastet. Als im Dorf ein rätselhaftes Sterben beginnt, verhärtet sich der Verdacht, dass dort ein untoter Vampir sein Unwesen treibt. Während sich die mysteriösen Vorkommnisse häufen, gerät Jasna in den Bann des geheimnisvollen Duschan.

Inhalt:

Die 15-jährige Jasna lebt mit ihren fünf Schwestern und ihrem Vater in einer abgelegenen ärmlichen Hütte. Eines Nachts taucht ein Fremder Gutsherr auf, der auf Brautschau für seinen Sohn ist. Jasnas Vater überlegt nicht lange und verkauft seine Tochter an den Fremden. Gegen ihren Willen muss das Mädchen mit den Reisenden davonreiten und sieht einer ungewissen Zukunft an der Osmanischen Grenze entgegen.

Meinung:

Jasna ist eine Tochter aus armenVerhältnissen. Ihre Mutter ist bereits gestorben und ihr Vater hat neben ihr noch fünf weitere Schwestern zu versorgen. Als eines Nachts ein Fremder vor ihrer Tür steht, zögert der Vater nicht und verkauft seine Tochter an den fremden Reisenden. Kaum ist die 15-Jährige in ihrer neuen Heimat angekommen, muss sie auch sofort den Gutssohn Danilo heiraten, der – wie sie mit großem Erstaunen feststellt – sie ebenso wenig heiraten will, sich aber dem Willen seines Vaters beugt. Schnell bemerkt Jasna, das am Hof etwas nicht stimmt. Alle Diener werden noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause geschickt und ihr Schwiegervater Javon, der anfangs sehr nett zu ihr war, drängt sie dazu einen Erben zu gebären.

Immer wieder schnappt die neue Gutsherrin Gesprächsfetzen über den Tod auf, sie sieht Fratzen in der Dunkelheit und im Dorf stößt sie auf Ablehnung: Denn über der Familie Vukovic lastet ein Fluch. Sie werden nicht in die Kirche eingelassen und bald macht sich die Legende vom Vampir unter den Dorfleuten breit. Schafe werden von einem wilden Tier, einem Wolf gerissen und Menschen sterben wie Fliegen. Und die verängstigten und aufgebrachten Menschen beschuldigen Jasna und ihre Familie.

Einziger Halt in dieser ihr fremden Welt gibt ihr Dušan (gesprochen Duschan), ein Holzfäller, der zum fahrenden Volk gehört und daher im Dorf auch nicht gerne gesehen ist. Doch einer verheirateten Frau steht es nicht zu, sich mit einem ledigen Mann zu treffen oder ihm gar ihre Ängste und Sorgen mitzuteilen …

Jasna ist eine bemerkenswerte Protagonistin. Im serbischen 18. Jahrhundert haben Frauen sich um Haus und Hof zu kümmern und sind ansonsten ihrem Mann Untertan. Doch das Mädchen ist eine Kämpferin mit einer spitzen Zunge, die ihr schon oft eine Tracht Prügel von ihrem Vater beschert hat. In der neuen Heimat schlägt sie niemand. Dennoch fühlt sie sich einsam und allein. Im Dorf findet sie keine Freundinnen und die Mitglieder auf dem Gut erzählen ihr auch nicht die Wahrheit. Zudem ist sie mit einem Mann verheiratet, den sie nicht liebt und der sie nicht liebt.

Etwas Böses treibt sich auf dem Hof herum, das spürt Jasna, doch anstatt ihr die Wahrheit zu sagen erhält sie von Danilo, Javon und den anderen immer mehr merkwürdige Bruchstücke, die zwischen Wahrheit und Lüge liegen.

Nina Blazon verflechtet in ihren Roman überlieferte und dokumentierte Geschichten über Vampire und eine Reihe ungeklärter Todesfälle an der osmanischen Grenze. Totenbraut fesselt vom ersten Moment an, nicht nur wegen seiner sympathischen und kämpferischen Hauptfigur, sondern auch wegen der Handlung selbst, die auf verschlungenen Wegen dem Leser eröffnet wird. Jasna versucht dem Spuk auf die Schliche zu kommen und stößt dabei immer wieder auf Widerstand und Feindschaft. Fast jede Figur trägt ein Geheimnis mit sich herum, das erst im Verlauf der Geschichte aufgedeckt wird.

Dieses Buch ist spannend und an manchen Stellen sogar gruselig. Die Autorin spielt mit dem Mythos des Vampires und historisch fundierten Fakten aus der Vergangenheit. Daraus erschafft sie eine Geschichte, die sich um die junge, aber mutige Jasna dreht. Diese Heldin ist von der ersten Seite an sympathisch. Sie wird in eine ihr vollkommen fremde Welt geworfen und der Leser folgt ihr mindestens genauso gespannt und atemlos dorthin. Unterstützt wird das ganze durch eine Sprache, die den Leser noch tiefer in die Mythen und Geheimnisse der Geschichte eintauchen lässt.

Fazit:

Nina Blazons Roman Totenbraut ist eine Mischung aus überlieferten Geschichtsfakten und dem serbischen Ur-Vampirmythos. Sie handelt von einer starken und selbstbewussten jungen Frau, die ihr Schicksal nicht passiv hinnimmt, sondern versucht die Wahrheit aufzudecken. Der Leser ist gefesselt von der Geschichte, in der ein Netz aus Lüge und Wahrheit konstruiert wird, das nicht einfach zu durchschauen ist. Totenbraut ist keine Gute-Nacht-Lektüre, denn sie sorgt an einigen Stellen für Gänsehaut, aber ein spannender Roman mit einer durchdachten Handlung und vielschichtigen Figuren.

Daher gibt es von mir 5 von 5 möglichen Sternen.

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Vielen Dank an den Ravensburger Buchverlag für das Rezensionsexemplar!

3 Kommentare

  1. Ein wirklich ganz wunderbares Buch, das mich damals nach der Lektüre von “Faunblut” ganz zum Nina Blazon-Fan hat werden lassen 🙂 “Totenbraut” gehört zu meinen Lieblingsbüchern!

    Deiner Meinung kann ich mich daher voll anschließen 🙂

    Liebe Grüße,
    Sandra

    1. Hallo Sandra!

      Da hast du aber wirklich eine uralte Rezension von mir gefunden. (-: Nina Blazon habe ich schon vor gefühlten Ewigkeiten für mich entdeckt und irgendwie habe ich nun – wenn ich so darüber nachdenke – das Gefühl, als wäre es mal wieder Zeit etwas von ihr zu lesen! “Faunblut” fand ich übrigens auch grandios!

      Viele Grüße
      Ramona

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