[Rezension] Young, Moira: Die Entführung

Details:

Originaltitel: Blood Red Road
Autorin: Moira Young
Genre: Fiction, Fantasy, Kinder- und Jugendbücher
Reihe: Dustlands
Band innerhalb der Reihe: 1
Gattung: Roman
Verlag: Fischer Verlag ( 2011 )
Seiten: 450

Inhalt:
Es geschieht an einem ganz gewöhnlichen Tag: Unbekannte Männer auf Pferden kommen an den Silverlake, einem einsamen und beinahe unbewohnten Ort, und rauben gewaltsam Sabas Zwillingsbruder Lugh, töten ihren Vater und lassen die 18-Jährige mit ihrer kleinen Schwester zurück. Ohne genau zu wissen, wohin ihr Bruder gebracht wurde, macht sich Saba entschlossen auf den Weg ihr Versprechen einzulösen: Sie will ihren Bruder wiederfinden, wo auch immer er hingebracht worden ist. Sie begibt sich dabei auf den Weg in eine Welt, die aus Lug und Trug besteht, deren oberstes Gebot das Chaal ist, ein Kraut, das die Sinne verwirrt und gerät dabei in einen Kampf auf Leben und Tod.

Meinung:
Die 18-jährige Saba lebt mit ihrem Zwillingsbruder Lugh, ihrer kleinen Schwester und ihrem Vater in einer einsamen wasserarmen Gegend, dem Silverlake. Der inzwischen beinahe vollständig ausgetrocknete See bietet kaum eine Lebensgrundlage für die kleine Familie, doch der Vater kann das Grab seiner Frau, die bei der Geburt der 9-jährigen Emmi gestorben ist, nicht verlassen und so ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben geworden.
Eines Tages tauchen unerwartet Männer auf Pferden auf und entführen Lugh. Dabei wird Sabas Vater getötet und plötzlich steht sie mit der ihr verhassten Schwester, der sie die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt, allein da. Wild dazu entschlossen nicht nur den letzten Willen ihres Vaters zu erfüllen, nämlich für Lugh und Em stark zu sein, sondern auch das Versprechen gegenüber ihrem Zwillingsbruder einzulösen. Ihm hat sie in letzter Sekunde geschworen, ihn – egal wohin er gebracht wird – zu finden. Ohne die geringste Ahnung von der wirklichen Welt zu haben macht sich Saba auf den Weg, um ihren Bruder wiederzufinden.
Aber Moira Youngs erster Band aus ihrer Dustlands-Reihe handelt nicht nur von der Suche nach dem gekidnappten Bruder, sondern vor allem dreht er sich um Saba. Ihre Suche zeigt ihr, was in ihr steckt und dass sie eine junge Frau mit einer starken Persönlichkeit ist, die ganz unabhängig von ihrem Bruder existieren kann. Hat sie sich in den ersten 18 Jahren ihres Lebens immer als hässliche Schwester vom schönen Lugh gesehen, so muss sie nun auf ihre kleine Schwester aufpassen, von der sie bisher nur wenig Notiz genommen hat und Entscheidungen treffen, die nicht nur ihr eigenes Leben verändern.
Der Leser begleitet nicht nur die Protagonistin Saba durch die gesamte Handlung und erlebt ihre Perspektive der Ereignisse, sondern dieses Buch fokussiert hauptsächlich die Veränderung dieser Figur. Sie entwickelt sich vom naiven und ungerechten Teenager zu einer starken Frau, die entdeckt, dass es zwar wichtig ist, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, dass es aber noch weit bedeutender ist, Freunde zu haben, auf die man sich verlassen kann und dass somit oft der schnellste Weg zum Ziel nicht unbedingt auch der Beste ist. Schrittweise lernt sie den richtigen Menschen zu vertrauen und versucht ihre eigenen Schwächen anzunehmen. So muss man sich als Leser auch damit anfreunden, dass Saba nicht immer nur sympathische Ansichten und Entscheidungen an den Tag legt.
Schwächen zeigt das Buch im Sprachstil, der teilweise sehr „dialektal“ verläuft. Es fehlen häufig Silben am Wortende, insbesondere bei Sabas Abschnitten. Dies hebt aber nicht, wie ich vermute, die Sprechweise hervor, sondern verleiht der Hauptfigur eher einen dümmlichen Charakterzug.
Eine Besonderheit des Buches – und deshalb womöglich auch das „sprechende Schreiben“ – ist es, dass keinerlei Anführungs- und Schlusszeichen in Dialogen verwendet werden. Das erschwert am Anfang etwas das Lesen, zeigt aber bald seine Wirkung, denn ab einem gewissen Punkt liest sich das Buch nicht wie eine fortlaufende Geschichte, sondern eher wie ein innerer Monolog Sabas, der sich mit Ereignissen und Dialogen vermischt.
Dieser Eindruck wird auch noch einmal im Hinblick auf den Fokus des Buches verstärkt, der doch eindeutig bei Saba liegt und somit insgesamt ein wirklich rundes Bild ergibt. Hat man also den ersten Schockmoment des Schreibstils überwunden, so liest sich Die Entführung auch ohne Anführungszeichen sehr flüssig und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, der Lust auf Mehr macht.

Fazit:
Der erste Band aus der Reihe Dustlands von Moira Young ist, hat man sich erst einmal an den Schreibstil und die fehlenden Satzzeichen bei Dialogen gewöhnt, ein wunderbares Buch, das besonders durch den Inhalt besticht. Zentrum des ersten Bandes ist Saba und ihre Persönlichkeit, die sich auf der Suche nach ihren Bruder radikal verändert. Nicht nur, weil sie plötzlich ganz allein auf sich gestellt ist, sondern auch deshalb, weil sie aus der familiären Einsamkeit entrissen in eine Welt geworfen wird, in der sie niemandem trauen kann und erst zu Menschen Vertrauen fassen muss, die es gut mit ihr meinen.

Bewertung: [4 ½/5]

Danke an Blogg dein Buch für das Rezensionsexemplar!

3 Kommentare

  1. Ahhh… endlich lese ich mal eine Rezension, die dieses Buch auch lobt!! 😀
    Ich hatte schon Angst, dass ich mit meiner Meinung allein dastehe.^^
    Jetzt müssen wir ja nur noch ein halbes Jahr warten bis dann auch der 2. Teil erscheint. 😉

  2. Ein halbes Jahr? Oh da könnte ich dann sogar mal wieder Zeit zum Lesen haben. 😀 Momentan ist das ja wie verhext, ich komme zu gar nichts. Aber nun gut… muss wohl so sein. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert