[Rezension] Wolfsmehl: Zeit der Gründlichkeit

Details:

Autor: Wolfsmehl
Originaltitel: Zeit der Gründlichkeit
Gelesen von: Wolfsmehl, Konrad Havler, Matthias Fuchs, Christian Ahrens
Reihe: –
Genre: Romane und Erzählungen
Gattung: Hörspiel
Verlag: RADIOROPA ( 2007 )
Medium: 2 CDs
Dauer: 1 h 22 Min.

Inhalt:

Ein Lager, ein Mann und ein grausames Schicksal. Das Arbeitszimmer des Kommandanten wird neu tapeziert. Schon seit vier Wochen arbeitet Doktor Skindal daran, indem er den Inhaftierten bei einem komplizierten Verfahren die Haut abzieht und sie an die Wand bringt. Ihm fehlen nur noch wenige Flecken und für das letzte Stück wird Schadrach ausgesucht, der bereits zwei Jahre im Lager lebt.

Meinung:

Herr Schadrach ist der Erzähler dieser surrealen Geschichte. Er ist ein Briefeschreiber, der dem Kommandanten, welcher den üblen Scherz initiiert hat, die Tragweite der Ereignisse detailliert schildert, die mit ihm auf üble Weise getrieben wurden. In das Zimmer des Kommandanten zitiert, welches für seinen Geburtstag renoviert wird, fallen Schadrach die seltsamen gelblichen Wände des Raumes und der komische Geruch auf, der sich dort breit macht.

Doktor Skindal, der die Ausstattung des Zimmers durchführt, lebt zwischen vollständiger Überzeugung und absoluter Verblendung seiner eigenen menschenunwürdigen Taten. Denn die Wände des Kommandantenzimmers bestehen aus menschlicher Haut. Er vergleicht sich mit den mittelalterlichen Inquisitoren und sucht nach Gott, der sein Handeln vielleicht doch strafen könnte, und verneint letztendlich in seiner wahnhaften Vorstellung von der Welt dessen Existenz. Für ihn ist das Hautabziehen der Menschen eine Kunst.

In Zeit der Gründlichkeit laufen zwei Geschichten parallel, was zwar durchaus dem Genre des Magischen Realismus zuzuschreiben ist, aber meiner Ansicht nach dem Autor eigen ist. Wolfsmehl erschafft eine so große semantische Differenz zwischen der wörtlich zu verstehenden Geschichte, die kurios, pervers und völlig unglaublich zu sein scheint und den Hintergrund des Lagers als KZ-Lager, in welchem den Inhaftierten menschenunwürdige Dinge widerfahren sind, gegen die sie sich nicht erwehren konnten. Ebenso scheint Schadrach seinem Schicksal völlig ergeben zu sein, er ist gegenüber dem aufbrausenden Doktor zurückhaltend und unterwürfig, beinahe wie versteinert im Anblick der unerwarteten und schrecklichen Ereignisse, die ihm bevorstehen.

Neben der eigentlichen Handlung ist die musikalische Untermalung hervorzuheben, welche plötzlich in das Geschehen einbricht und vor allem die Surrealität der Ereignisse betont, die mit einem Scherz beginnt, aber wenig zum Lachen einlädt. Mit Kapellenmusik, luftig beschwingter Ballmusik oder Klavierspiel wird die Doppeldeutigkeit des Gesagten und des Gedachten immer wieder widergespiegelt. Die dunkle Vorahnung Schadrachs vollzieht sich mit einer träumerischen Musik, die das Unglaubliche noch stärker in Frage stellt und gleichzeitig das Grauen verdeutlicht. Der Wahnsinn Skindals dagegen erfährt militärische Musik, die sein fanatisches und starres Denken bestätigt.

Die Sprecher des Hörspiels, insbesondere der beiden Protagonisten der Regisseur und Hörspielmacher Konrad Havler (Schadrach) sowie der Schauspieler Matthias Fuchs (Skindal) können die unterschiedlichsten Emotionen an den Hörer weitergeben. Angst, Unglauben und Unterwürfigkeit Schadrachs oder Wahnsinn, Überzeugung und Perfektionismus Skindals. Sie verhelfen dem Hörspiel die Doppeldeutigkeiten, mit denen es arbeitet, zu vervollständigen.

Fazit:

Mit Zeit der Gründlichkeit hat Wolfsmehl wieder ein beeindruckendes Hörspiel erschaffen, das mich ebenso wie Der Ideenfabrikant begeistert hat, soweit man von Begeisterung bei dieser Thematik sprechen kann. Aus wenigen Worten und meist surreal-absurden Situationen schafft er, eine bewegende Tiefgründigkeit zu entwickeln. Es geht dabei nicht nur um die Nazivergangenheit, sondern auch um das Wesen des Menschen und seine Einzigartigkeit, die Skindal zu grausamen Taten verleitet.

Bewertung: [5/5]

Ein Kommentar

  1. HAPPY NEW YEAR!
     
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