[Rezension] Greenslade, Frances: Der Duft des Regens

Der Duft des RegensDetails:

Originaltitel: Shelter
Autorin: Frances Greenslade
Genre: Gegenwartsliteratur
Reihe: –
Gattung: Roman
Verlag: Insel ( 2013 )
Seiten: 366

Inhalt:

Zwei Schwestern lernen die Welt von ihrer tragischen Seite kennen, als ihr Dad bei einem Arbeitsunfall stirbt und die Familie nach und nach auseinandergerissen wird. Mutter Irene versucht ihr Möglichstes, um die Mädchen zu erziehen, doch ihre Vergangenheit holt sie ein, eine Vergangenheit, von der ihre Kinder nichts wissen. Allein auf sich gestellt, müssen Maggie und Jenny lernen, dass sie nur sich selbst haben, um sich vor der Welt zu schützen, und, dass das nicht immer einfach ist.

Meinung:

Mit ruhigen Zügen beginnt Frances Greenslade die Geschichte der Geschwister Maggie und Jenny zu erzählen. Leise beginnt sie ihre Kindheit in den friedlichen Wäldern Kanadas zu schildern und beschreibt das Familien Leben der Familie Dillon. Die Schwestern wachsen behütet in einer Hütte in den Weiten Kanadas nahe der Stadt Williams Lake auf. Die Mädchen lieben die in den Wäldern vorhandene Freiheit. In ihrem kindlichen Dasein leben sie in einer harmonischen Welt. Doch Maggie ist eine Sorgenmacherin, seit sie klein ist und so weiß sie, dass zwischen ihren Eltern nicht immer die Harmonie herrscht, die sie sich wünscht, wenn ihr Dad seine „ruhigen“ Stunden hat oder unruhig durch die Hütte tigert, um dann nach draußen zu verschwinden.

Als ihr Dad plötzlich tot ist, verändert sich das Leben der Mädchen und jede geht mit dem Verlust auf ihre eigene Weise um. Maggie gibt sich die Schuld, weil sie heimlich das Taschenmesser ihres Vaters versteckt hat, Jenny denkt darüber nach, weshalb er zu Maggie immer eine viel tiefere Verbindung gehabt hat. Aber nicht nur die Mädchen verändern sich, auch Mutter Irene muss nun für die Familie allein sorgen und wie es scheint geht sie bald eigene Wege, lernt einen Mann kennen und liebt die Freiheit ohne Kinder. Oder trügt der Schein, steckt viel mehr dahinter, als Maggie, die Erzählerin des Buches, wirklich als Teenager erahnen kann?

Als Irene verschwindet und keine Nachricht mehr bei den Bea und Ted, ihren neuen Zieheltern, eintreffen, will Maggie sich sofort auf die Suche nach ihrer Mutter machen. Jenny hingegen hat sich in Williamslake eingelebt. Tragische Schicksale erwarten die Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Ted wird schwerkrank, Bea ist eine verbitterte Frau und der sorgenvolle Charakter Maggies spiegelt diese Welt wieder.

Mit überaus gelungenen sprachlichen Bildern vermittelt die kanadische Autorin Frances Greenslade ein Bild der kanadischen Gesellschaft und ihres weiten Landes. Mit ruhiger und entspannter Sprache zugleich vermittelt sie Geschichten, die tragisch sind, zeigt dies aber nicht in einem Übermaß des Tragischen, sondern sie zeigt Leben, die gezeichnet sind von Tod und einem Schicksal, das sich manchmal nicht hat ändern lassen.

Jede ihrer Figuren und scheint sie noch so nebensächlich, erhält durch die Autorin ein Gesicht und eine Vergangenheit, die in irgendeiner Form mit der Geschichte von Irene oder den beiden Mädchen verbunden ist.

Der Duft des Regens ist ein Roman über die Liebe und das Leben, über Menschen, die nicht perfekt sind und es auch nie waren; deren Fehler sie gerade menschlich machen, sie aber auch lehren, dass diese Fehler manchmal mehr als ein Leben zerstören können. Grandios umgesetzt vermittelt Greenslades Buch aber nicht nur die Tragik des Lebens, sondern auch welchen Weg man in einer schicksalsgebeutelten Welt einschlagen kann. Nur die Auflösung über das Verbleiben der Mutter fand ich etwas enttäuschend, obwohl es sehr gut zu diesem authentischen Buch über reale Leben passt, somit eine schöne Lektüre mit einem wunderbaren sprachlichen Stil.

Fazit:

Der Duft des Regens ist ein ruhiges und tiefgründiges Buch, das von Menschen handelt, die fehlerhaft und authentisch gezeichnet sind. Frances Greenslade verwendet eine Sprache, die nicht aufdringlich oder überladend ist und dennoch sind ihre Beschreibungen Kanadas so detailreich, dass man sich die Weite und Einsamkeit bildlich vorstellen kann, genauso wie das emotionale Verwirrspiel der Protagonistinnen, ohne dass es in sentimentale Gefühlsduselei umschlägt.

Bewertung: [4/5]

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