[Rezension] Caleb Krisp: Little Miss Ivy

Details:
Autor: Caleb Krisp | Originaltitel: Anyone but Ivy Pocket | Reihe: Little Miss Ivy | Band innerhalb der Reihe: 1 | Genre: Jugendbuch | Reihe: – | Gattung: Roman | Verlag: cbj ( 2015 ) | Seiten: 316

Ivy Pocket ist 12 Jahre alt und Zofe einer adeligen Dame. Diese treibt sie aber so sehr in den Wahnsinn, dass Ivy plötzlich allein da steht. Die Dame ist geflüchtet und Ivy Pocket hat keine Anstellung mehr. Doch wie es der Zufall will, hat die Herzogin von Trinity von ihren fabelhaften Fähigkeiten gehört und stellt Ivy für einen besonders wichtigen Auftrag ein: sie soll den wertvollen Uhrendiamanten nach England bringen und der Enkelin Lady Elisabeths an ihrem Geburtstagsball, im Dasein aller Gäste, um den Hals legen. Doch kaum hat Ivy ihren Auftrag begonnen, hört sie vom Tod der Herzogin und lauter seltsame Dinge passieren, die für die so furchtlose Ivy Pocket mehr als gewöhnlich daherkommen.

Der Deckmantel kurioser Ereignisse

Aber Ivy Pocket bleibt mutig im Angesicht des Todes, denn schließlich verlässt sich auch eine tote Herzogin darauf, dass Ivy ihre Aufgabe erfüllt und wer kann schon behaupten sie als letzte lebend gesehen zu haben? Genau! Ivy Pocket. Auf der Überfahrt nach England beginnt das ausgeklüngelte Spiel, das Ivy als reinen Zufall abtut. Schnell schließt sie mit einer jungen Schriftstellerin namens Miss Always Freundschaft, auch wenn die Dame Ivy ein bisschen auf die Nerven geht und selbst das unumwundene Interesse ihrerseits am Uhrendiamanten verwundert Ivy keinesfalls. Sie hält Miss Always für die freundlichste Person der Welt und erklärt sie sogar zu ihrer besten Freundin.

Und sogar als Ivy nur knapp einem mörderischen Anschlag entgeht, bei dem kleinwüchsige Männlein in Mönchskutten involviert sind, sieht sie in allem immer noch den Zufall und keine Verbindung zu dem mystischen Uhrendiamanten, der ihr eine Vision aus der Vergangenheit liefert als sie ihn umlegt und damit gegen das eine heilige Gebot der Herzogin verstößt: den Diamanten niemals selbst anzulegen. Ivy Pocket ist resistent gegen alles: gut gemeinte Ratschläge, Zufall, Schicksal oder zwielichtige Vorhaben. Für Ivy Pocket läuft die Welt nur so, wie sie sie sehen will und durch ein unsichtbares Geschick, spielt diese ihr immer wieder in die Hände, ohne dass sie es bemerkt.

Ein Fall völliger Selbstüberschätzung

Ivy ist eine schwierige Person. Sie hält außerordentlich viel von sich, stößt jeden, dem sie begegnet, vor den Kopf und aus ihrem Mund kommen andauernd Beleidigungen für jedermann. Doch Ivy merkt gar nicht, wie verletzend sie anderen gegenüber ist, denn der Fehler liegt niemals bei ihr, sondern bei den anderen, die zu empfindlich sind, sich zu sehr aufregen oder eigentlich überhaupt keine Ahnung haben. Ivy ist eine Besserwisserin, obwohl sie eigentlich gar nichts weiß. Und dabei denkt sie immer, dass sie den Menschen um sich herum einen Gefallen tut und ihnen in ihrer Not hilft, auch wenn das genaue Gegenteil eintritt. Sie ist ein Spielball der gesamten Handlung und rollt von einem Ereignis ins nächste, welches sie durch Zufall dann doch immer gut übersteht.

Ivy Pocket ist eine Lügnerin. Sie ist im Waisenhaus aufgewachsen und erzählt immer wieder Lügengeschichten über ihre Herkunft, die so abstrus sind, dass sie niemand glaubt und doch tut Ivy so, als würde jeder ihr glauben. Sie ist erfinderisch, doch ihr Erfindungsgeist besitzt so viel Phantasie, dass die erfundenen Geschichten unglaubwürdig werden. Doch an dieser Stelle muss man als Leser Mitleid für das arme Mädchen haben, das nichts von ihrer Herkunft weiß und ihre Familie nicht kennt. Und genau das ist auch die einzige Stelle, an der man Mitleid mit ihr haben kann. Ansonsten ist Ivy Pocket nämlich die wohl schlimmste Heldin eines Buches, von der ich je gelesen habe. Ich konnte mich überhaupt nicht mit ihr anfreunden, habe mehrmals überlegt sogar das Buch abzubrechen, da sie mir auf ihre überhebliche, völlig der Realität enthobene Art unendlich unsympathisch ist. Ivy Pocket ist dumm und hat dabei ziemlich viel Glück, das man ihr eigentlich gar nicht gönnt. Durchgehalten habe ich dann doch dank der Handlung an sich, die irgendwie doch etwas Witziges hat und mit den gesamten Verstrickungen macht es Spaß mitzurätseln, wer von den Figuren nun auf welcher Seite steht und was diese Seiten eigentlich sind. Es wird magisch-abenteuerlich, aber nur dann, wenn man sich auch auf eine gar gräuliche Hauptfigur einlassen kann.

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