Rezension | Hoffmann, E.T.A.: Der Sandmann

Details:

Originaltitel: Der Sandmann
Genre: Kunstmärchen
Reihe: –
Gattung: Erzählung
Verlag: Suhrkamp ( 2003 )
Seiten: 50 ( mit Anhang 100 )

Der Autor: Ernst Theodor Amadeus Hoffmann ist ein bekannter Schriftsteller der Romantik. Er wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg geboren und hatte viele Talente neben der Schriftstellerei. Er war Jurist, Komponist, Kapellmeister und konnte zeichnen. Hoffmanns Der Sandmann gehört zu seinen Nachtstücken, in denen er die dunklen und verborgenen Seiten des Menschen darstellt. Neben diesen schrieb er u.a. Fantasiestücke in Callots Manier oder die Novellensammlung Die Serapionsbrüder. Hoffmann starb am 25. Juni 1822 in Berlin.

Klappentext: „Ein sanfter warmer Haug glitt über mein Gesicht, ich erwachte wie aus dem Todesschlaf, die Mutter hatte sich über mich hingebeugt. „Ist der Sandmann noch da?“ stammelte ich.“ E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann

Inhalt und Aufbau: Hoffmans Märchen beginn mit drei Briefen zwischen den Freunden Nathanael, Lothar und Clara. Nathanael studiert und lebt deshalb allein in einer Wohnung. Er ist mir Clara verlobt und deren Lothar ist ein enger Freund. Er berichtet von einer Begegnung mit dem Wetterglashändler Coppola, der alte Erinnerungen aus seiner Kindheit wieder hervorgeholt hat und ihn ganz aus der Bahn geworfen hat.

Damals schickte die Mutter ihn und seine Geschwister um Punkt neun Uhr ins Bett, da der Sandmann auf dem Weg war. Schwere polternde Schritte folgten darauf und obwohl die Mutter ihm erzählt, dass das alles nur metaphorisch gemeint ist und der Sandmann nicht wirklich kommt, blieb Nathanael die grausige Erzählung einer Kinderfrau im Gedächtnis, in der der Sandmann den Kindern die Augen ausreißt, um sie an seine Kinder zu verfüttern.

Als er sich eines Nachts im Zimmer seines Vaters versteckt, muss er mit ansehen, wie der Sandmann Gestalt annimmt in Form des verhassten Advokaten Coppelius, der Kinder nicht ausstehen kann. Nathanael wird entdeckt und Coppelius will ihm seine Augen herausreißen, was der Vater aber verhindern kann. Alles nimmt seinen Lauf und eines Tages stirbt der Vater durch eine Explosion, denn er und Coppelius arbeiteten an alchemistischen Experimenten.

Jahre später begegnete nun Nathanael Coppola, dessen Gesichtszüge denen Coppelius gleichen. Aber nicht nur das wirft ihn aus der Bahn. Professor Spalanzani zieht mit seiner Tochter Olimpia, die er von allen Menschen fernhält, in die Stadt. Ein Blick auf ihre wundervolle Gestalt und Clara, seine Verlobte, ist vergessen. Mit Hilfe eines Perspektivs, das er von Coppola gekauft hat, beobachtet Nathanael Tag für Tag die schöne – aber starre und leblose – Olimpia, in die er sich schließlich verliebt. Alle anderen hingegen halten Abstand zu ihr und finden sie seelenlos, starr und kalt. Ist sie wirklich ein Mensch?

Meine Meinung:

Das erste Mal habe ich Hoffmanns Erzählung in der Schule gelesen und war überhaupt nicht davon begeistert, als ich sie aber heute zum zweiten Mal gelesen habe, fand ich viel Freude daran. Hat man einiges Hintergrundwissen zu Melancholie, Wahnsinn, Traum, Phantasie, Wirklichkeit und Einbildungskraft, so gibt diese kurze Erzählung auf nicht einmal fünfzig Seiten viel Gesprächsstoff. Es ist faszinierend mit anzusehen, wie Nathanael sich immer mehr in die Liebe zu Olimia hineinsteigert, alle logischen Erklärungsmodelle ignoriert, seine Familie vergisst und Clara als Automaten beschimpft, da sie so gefühlskalt – oder aber logisch rational – ist. Seine Perspektive dreht sich vollständig und lässt ihn genau das Gegenteil zu dem sehen, was alle anderen um ihn herum wahrnehmen. Eigentlich heißt es ja immer, man kann seinen Augen trauen, aber was, wenn das nicht mehr funktioniert? Was, wenn der Spiegel der Seele nur die eigene Seele widerspiegelt und nicht die seines Gegenübers? Daher 5 von 5 möglichen Sternen.

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert