[Rezension] Burgess, Anthony: Clockwork Orange

Details:
Originaltitel : A Clockwork Orange
Autor: Anthony Burgess
Genre: Romane und Erzählungen, Dystopie
Reihe: –
Gattung: Roman
Verlag: Heyne ( 2009 )
Sprache: Deutsch
Seiten: 218

Inhalt:

In der Welt von Alex und seinen Freunden beherrscht Gewalt die Nacht. Jugendgangs von drei bis vier Jugendlichen treiben sich auf den Straßen herum, trinken Milch mit Schuss in den zahlreichen Milchbars, rauben Läden aus, vergewaltigen junge Frauen und Mädchen oder überfallen ältere Herren, die sich trauen in der Dunkelheit auf die Straße zu gehen. Und das alles aus einem einzigen Grund: Spaß.

Meinung:

Respekt ist für Alex und seine Droogs – seine Freunde – ein Fremdwort. Die Nacht gehört der Jugend, die sich zu kleinen Gruppen zusammenrottet, auf Raubzüge geht, Schlägereien beginnt und Mädchen sowie junge Frauen vergewaltigt. Gewalt steht an der Tagesordnung und das auf die brutalste Art und Weise, die man sich vorstellen kann.

Alex, der Ich-Erzähler von Anthony Burgess‘ Roman, wird bei dem Gedanken Gewalt anzuwenden, einem älteren Mann in sein Litso – sein Gesicht – zu schlagen, ihn zu tollschocken, ihm sein Zuppis (Zähne) auszuschlagen, ganz high. Bei der Musik zu Beethoven, Händel oder Mozart schwelgt er ganz in seinen Gewaltphantasien, die trotz der Distanz erzeugenden Sprache, welche Burgess konstruiert hat, für den Leser sehr schockierend sind. Es herrscht kein Recht und keine Ordnung in der Stadt. Die Jugend geht auf die Alten los, allein um Spaß zu haben.

Eines Tages allerdings wird Alex von seinen Droogs verraten und landet im Gefängnis. Um dem ebenfalls von Gewalt geprägtem Knastleben zu entkommen, erklärt er sich bereit an einer neuen Methode teilzunehmen. Was der gerademal 17-Jährige dort aber erlebt ist kaum vorstellbar: Er wird darauf konditioniert, bei dem bloßen Gedanken an Gewalt eine schreckliche Übelkeit zu verspüren. Jeglicher Wahlmöglichkeit beraubt und zum Gutes-tun verdammt wird er in die Freiheit entlassen.

Der Protagonist und Ich-Erzähler, Alex, ist alles andere als ein sympathischer Zeitgenosse. Er liebt es Mädchen zu vergewaltigen, Leute zusammenzuschlagen die sich nicht wehren können und steht auf jede Art von Gewalt, auf das Ultrabrutale. Aber im Verlauf von Clockwork Orange baut sich zwischen ihm und dem Leser eine Verbindung auf. Zum einen dadurch, dass er den Leser häufig anspricht und sich als „getreuer Freund und Erzähler“ bezeichnet. Zum anderen deshalb, weil ihm – trotz seiner schweren, unverzeihlichen Vergehen – selbst Unrecht auf grausame Art und Weise widerfährt. Er wird seines freien Willens beraubt und die Frage stellt sich, ob ein Mensch ohne Wahlmöglichkeit noch ein Mensch ist oder bloß eine Maschine, der das aufoktroyiert wurde, was die Gesellschaft wünscht.

Dank der konstruierten Sprachwahl des Autors, die eine Mischung aus visionärer Jugendsprache und „altmodischem“ Slang (á la Shakespeare) besteht, wird die exzessive Gewalt dieses Buches etwas abgemildert. Dennoch bliebt kein Zweifel daran, dass Clockwork Orange zu den brutalsten Büchern gehört, die ich je gelesen habe. Das Gedankenexperiment, welches dahinter steht ist aber mindestens so interessant wie schockierend. Burgess wirft nicht nur die Frage nach dem freien Willen auf, sondern zeigt auch die Mechanismen von Gewalt, die sich in einer Gesellschaft ausbreiten können.

Was will Gott? Will Gott den guten Menschen, oder will er den Menschen, der das Gute wählt? Ist ein Mensch, der das Böse wählt, womöglich gar besser als einer, dem das Gute aufgezwungen wird? (S.112)

Fazit:

Anthony Burgess‘ Dystopie besticht vor allem durch seine außergewöhnliche Sprache. Alex und seine Droogs benutzen eine Jugendsprache – die durchaus mit unserer heutigen vergleichbar ist – und die erwachsene Menschen nicht verstehen. Dank des Glossars kennt man die wichtigsten Wörter aber recht schnell und kann sich komplett auf den Inhalt des Buches konzentrieren, der nicht weniger faszinierend ist. Clockwork Orange beschäftigt sich mit dem Teufelskreis der Gewalt und dem freien Willen des Menschen. Eine interessante Mischung, die dafür sorgt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will.

Daher gibt es von mir 5 von 5 möglichen Sternen.

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