[Rezension] Grahame-Smith, Seth: Stolz und Vorurteil und Zombies

Details:

Autor: Seth Grahame-Smith
Originaltitel: Pride and Prejudice and Zombies
Gelesen von: Stefan Kaminski
Genre: Humor & Satire
Gattung: Hörbuch; Parodie
Verlag: Audible ( 2011 )
Dauer: 11 Std. 02 Min.

Inhalt:

Stolz und Vorurteil ist das wohl bekannteste Werk der britischen Schriftstellerin Jane Austen. In diesem Roman erzählt sie die Geschichte von Elisabeth Bennet und ihren vier Schwestern, deren Mutter alles daran setzt, ihre Töchter schnellst möglich an reiche Gentlemen zu verheiraten. Seth Grahame-Smith adaptiert Austens Roman und entwirft ein kurioses Werk, in welchem Eliza, Jane, Mary, Kitty und Lydia Bennet als das Pentagramm des Todes bekannt sind und gegen die unsäglichen Zombies kämpfen, welche Großbritannien heimsuchen.

Meinung:

Die Geschichte beginnt damit, dass die Bewohner von Netherfield – einem großen Anwesen in der Nähe des Bennet-Gutes – von den Unsäglichen, den Zombies, gefressen werden und somit das Haus und sein Grundstück leer stehen. Aber das ändert sich, als der gutaussehende Gentleman Mr. Bingley sich dem Anwesen annimmt. Mrs. Bennet, die Mutter von fünf Töchtern im heiratsfähigen Alter, wittert ihre Chance, eine ihrer Töchter mit dem Junggesellen zu verheiraten, denn selbst in harten Zeiten wie diesen hat die Verheiratung ihrer Mädchen oberste Priorität.

Mr. Bennet hingegen setzt darauf, dass seine Töchter sich in den östlichen Kampfkünsten üben und ihre Instinkte schärfen, um auf einen Angriff der Unsäglichen vorbereitet zu sein. Er wetzt seine Klingen, um sein Gut vor den Zombies zu verteidigen und ist der Ansicht, dass seine Töchter sich nach seinem Ableben selbst versorgen können, unter anderem als Leibwächterinnen oder Söldnerinnen. Sowohl Gentlemen als auch Ladies werden in dieser Adaption von Jane Austens Werk nicht an ihrem ehrenwerten Verhalten, ihren Künsten am Klavier oder ihrer Sprachkenntnisse gemessen, sondern daran, wie gewandt sie mit dem Schwert sind und wie viele Unsägliche sie auf möglichst elegante Art und Weise enthaupten und niederstrecken können.

Seth Grahame-Smith‘ Parodie auf Stolz und Vorurteil ist köstlich anzuhören. Der Autor vermischt bekannte Zitate aus Austens Werk und vermischt diese mit absolut kuriosem und zombiehaftem Inhalt. Jeder Jane-Austen-Fan findet hier die bekanntesten Zitate wieder, welche Stolz und Vorurteil einmalig machen, dazu erweitert Grahame-Smith Austens Charaktere auf beeindruckende Weise. Sie werden noch weit exzentrischer dargestellt als sie im ursprünglichen Roman angelegt sind. Lydia mutiert zu einem absolut stumpfsinnigen Mädchen, das selbst im Angesicht des Todes – der Zombies gegenüber – sich allein darum Sorgen macht, den nächsten Ball zu verpassen oder mit zu wenigen Offizieren tanzen zu können.

Die Figuren werden nicht nur auf weit übertriebenere Art und Weise präsentiert, sondern auch explizit so dargestellt durch das, was sie sagen oder wie sie sich verhalten, was in Austens Roman nur implizit angelegt ist. Teilweise parodieren sich die Figuren durch ihre Worte selbst. Diese multiple Sinnebene ist für Kenner des Austen-Werkes besonders interessant.

Das Innenleben der Charaktere wird in Stolz und Vorurteil und Zombies sehr betont. So ist es – für den Hörer – besonders amüsant mitzuerleben, wenn Eliza sich die Köpfung ihrer jüngsten Schwester vorstellt oder den Männer für immer entsagen will: „Adieu Trübsal und Schwermut! Was sind schon Männer gegen Felsen und Berge! Ach, welch großartige Stunden werden wir bei einer Waffenprobe am Gipfel verleben! Und wie viel Böcke werden wir mit Klinge und flinkem Fuß erlegen.

Die Darstellung des Mr. Collins, dem tölpelhaften Cousin der Bennet-Töchter, hat mir besonders gefallen. Er wird als Dickerchen vorgestellt, aber mit ernstem und würdevollem Auftreten, was der Originalversion des Mr. Collins absolut widerspricht.

Der Erzählstil ist unserer heutigen Zeit angepasst, was aber nicht sehr störend ist, da eben auch die Zombies, Wiedergänger oder Unsäglichen – wie auch immer man diese gehirnfressenden Wesen bezeichnen mag – sich vollständig von Austens 1813 erschienenen Werk abheben. Das Hörbuch lädt zum Dauerlachen ein, aber auch zum Kopfschütteln, wenn es teilweise wirklich abstrus wird, über platzende Schädel zu verwestem Fleisch oder Knochenteile geht.

Die Verbindung des Originals und seiner Adaption gelingt dem Autor an den meisten Stellen. Allerdings gibt es auch Passagen, die sich, zumindest aus meiner Sicht, etwas holprig angehört haben, was den Verlauf der Handlung betrifft. Diese kann man als Hörer, sowie man das Original kennt, ohne größeren Aufwand nachvollziehen, jemand der dieses nicht kennt, wird die kleinen Diskrepanzen wohl kaum bemerken. Letzen Endes steht auch dort der Unterhaltungsfaktor im Vordergrund, der selbst durch die größten Absurditäten nicht abnimmt.

Das Hörbuch gewinnt aber noch einmal durch seinen Sprecher, Stefan Kaminski. Dieser Herr schafft es nicht nur unterschiedliche Stimmen heraufzubeschwören, die wirklich charakteristisch für die Figuren sind und auch ohne Namenserwähnung für Wiedererkennungswert sorgen. So möchte man als Zuhörer Eliza, Jane, Mr. Darcy oder Charlotte – die unglücklicherweise von der unsäglichen Plage heimgesucht wird und mehr daherröchelt als wirklich spricht – nicht missen. Er sorgt auch dafür, dass die parodistischen Elemente des Autors auditiv auf höchstem Niveau umgesetzt werden.

Fazit:

Das Hörbuch Stolz und Vorurteil und Zombies bietet mit seinen mehr als elf Stunden Unterhaltung auf höchstem parodistischen Niveau. Es ist wunderbar die vollkommen auf den Kopf gestellte Welt Jane Austens zu erleben, in welcher sich nach lebenden Gehirnen gierende Zombies über die Menschheit hermachen und Elisabeth Bennet und ihre Schwestern nicht für ihre Künste an Klavier sowie im Tanz angesehen werden, .sondern für ihre ausgesprochen bewanderten Schwertkampfkünste bekannt sind. Stolz und Vorurteil und Zombies ist unglaublich kurios und teilweise richtig absurd und übertrieben. Dennoch hat es auch mir – als absolutem Stolz-und-Vorurteil-Fanatiker – humorvolle Stunden bereitet, in denen sich manche Lachtränen nicht haben vermeiden lassen.

Daher gibt es von mir 4 von 5 möglichen Sternen.

5 Kommentare

  1. Ich habe auch vor kurzem ein Hörbuch von Stefan Kaminski gelesen, mir hat der Gute aber gar nicht zugesagt. Er liest zwar sehr gut, gerade mit den verstellten Stimmen, aber irgendwie mag ich seine Stimmfarbe nicht so gern :/

  2. … und ich traue mich dennoch nicht ran. Mit der bei Winterkatze vorgestellten Graphic Novel könnte ich mich vermutlich noch gut arrangieren, aber sooo experimentierfreudig, um Stolz & Vorurteil & Zombies zu lesen oder zu hören bin ich bei den Austen-Büchern nicht 😉

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