[Rezension] Heitmann, Tanja: Wintermond

Details:
Genre: Fiction
Reihe: –
Gattung: Roman
Verlag: Heyne ( 2009 )
Seiten: 478

Klappentext: Flieh vor den Schatten des Wolfes

Wer verbirgt mehr? Die scheinbar kühle Meta oder der geheimnisvolle David? Nach einer leidenschaftlichen Nacht gehen beide wieder getrennte Wege. Meta kehrt in die schillernde Welt ihrer Kunstgalerie zurück, doch sie kann David nicht vergessen. Auch David gelingt es nicht, die Erinnerung an die verletzliche Frau abzustreifen. Er folgt ihrer Spur durch die Stadt, obwohl er Meta durch seine bloße Nähe in Gefahr bringt. Denn in David lauert ein Wolfsdämon.

Inhalt:

Meta arbeitet in einer Kunstgalerie. Ihr Leben besteht aus Vernissagen, gutem Aussehen, wenig Essen, um die schlanke Linie zu erhalten, falschen Freunden und einem Freund, der sich hin und wieder eine Auszeit nehmen muss. Immer darauf bedacht allen Menschen in ihrem Umfeld als schicke, gutaussehende Geschäftsfrau gegenüberzutreten, die mit ihrem Lebensstil vollkommen zufrieden ist, selbst wenn das nicht ganz der Wahrheit entspricht. Das ändert sich allerdings schlagartig, als sie ein One-Night-Stand mit dem jüngeren, wilden David hat. Danach kann sie den Mann einfach nicht mehr vergessen und das obwohl er so gar nicht in ihre Welt zu passen scheint …

Meinung:

Metas Leben zwischen oberflächlichen Freunden, einem Freund, der sich hin und wieder eine Auszeit nimmt, um fremd zu gehen und dem Wahn einem möglichst dürren Schönheitsideal nachzujagen gerät aus den Fugen, als sie eines Abends – völlig betrunken – im Bett von David landet. Der junge Mann wohnt in einem heruntergekommenen Viertel, trägt zerschlissene Kleidung und sieht verwildert aus. Doch sein Duft ist unglaublich und die Nacht mit ihm geht Meta nicht mehr aus dem Kopf, obwohl David einige Jahre jünger ist als sie.

Dem jungen Mann geht es nicht anders. Doch David hat ein Geheimnis. In ihm schlummert ein Wolfsdämon und er gehört einem der drei Rudel in der Stadt an. Das bedeutet einerseits, dass das gesamte Rudel Davids Emotionen und Erlebnisse zum Großteil miterleben kann und andererseits, dass es verboten ist, sich mit einer Menschenfrau einzulassen. Doch David war schon immer anders. Nicht nur, dass er außerhalb eines Rudels aufwuchs, bei seinem Mentor Convinius, sondern auch seine Ansichten über seinen Wolf und sein Leben unterscheiden sich sehr zu dem der anderen Wölfe.

David lebt außerhalb des Rudels in seiner eigenen Wohnung, steht aber in der Hierarchie der Wölfe ganz unten, denn er hegt keinen Drang aufzusteigen. Außerdem ist ihm sein Wolfsdämon verhasst. Er versucht ihn so klein wie möglich zu halten und will nicht zu einem mörderischen Jäger werden, wenn der Dämon erstarkt und die Kontrolle übernimmt.

Tanja Heitmanns Protagonisten unterscheiden sich wie Tag und Nacht und ähneln sich dennoch sehr. Sie stammen aus unterschiedlichen Welten: Während Meta in einer luxuriösen Künstlerwelt lebt, ist Davids Umfeld geprägt von Gewalt, Kampf und einer unterdrückenden Rangordnung. Die gemeinsame Nacht weckt aber in beiden noch einen anderen Teil in ihnen, nämlich ein Gefühl die sein zu können, die sie wirklich sind, wenn sie zusammen sind.

Doch die Zwei ängstigen sich auch vor ihren Gefühlen: Meta ist verunsichert, denn David hat sie am Tag nach ihrem One-Night-Stand schnell hinausgeschickt. Zudem hat sie Angst davor ihr bisheriges Leben auf den Kopf zu stellen. Sie ist schon so lange mit Karl – ihrem momentanen Ex-Freund – zusammen, zählt täglich die Kalorien, um nicht aus dem Rahmen zu fallen und kann sich das verächtliche Geflüster ihrer Kollegin Eve ausmalen, wenn sie David zu Gesicht bekommt. David hingegen muss nicht nur gegen das Übel in seinem Inneren ankämpfen, sondern auch seinem Anführer Hagen Untertan sein, obwohl er einfach nur seine Ruhe haben möchte, fernab des Rudels. Der Gedanken an Meta lässt ihn aufleben, auch wenn er es nie für möglich hält, dass eine Frau ihren Standes etwas mit ihm zu tun haben will.

Die Ängste der beiden Figuren, ihre Entwicklung und die Veränderungen in ihrem Umfeld schildert Tanja Heitmann ausgiebig und realistisch. Sie konstruiert ein Geflecht aus Anschein, Argwohn und Gefahr. Sowohl Meta als auch David haben ihre Schwächen und Stärken, mit denen sie zurechtkommen müssen. Die Beziehung, die sie eingehen, wird nicht nur durch ihre Standesunterschiede verstärkt, sondern auch deshalb, weil in David ein Dämon wohnt, dem er nicht über den Weg traut und ihm ein machtgieriger Rudelführer an den Fersen klebt.

Metas Leben erschien mir teilweise etwas stereotypisch. Dennoch hat sie als Figur daneben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Genau das verleiht ihrem Charakter wiederum Tiefe. Die Autorin erschafft eine eigene Welt, die sich um die Wolfsdämonen dreht und vermittelt die Strukturen und Regeln der Wölfe Stück für Stück auch ihren Lesern. Die Spannung im Buch wird ebenfalls aufrecht erhalten, denn man weiß bis zum Ende des Buches nicht, was wirklich hinter dem Wolfsdämon und seinem Herren steckt.

Zuletzt möchte ich noch auf die Liebe zwischen Meta und David eingehen. Anfangs doch ausschließlich körperlich hegt Meta Zweifel, ob daraus mehr werden könnte. Doch beide verbindet mehr, sodass die Liebe und die Anziehung zwischen den Figuren nicht nur dem Zufall zuzuschreiben ist, was mir besonders gefallen hat.

Fazit:

Wintermond ist ein prickelndes, aber auch vielschichtiges Buch. Die beiden Protagonisten Meta und David sind Charaktere mit Stärken und Schwächen, die sich im Verlauf des Buches weiterentwickeln – und das nicht nur auf psychischer Ebene. Ihre Liebe entsteht nicht nur durch Zufall, sondern es steckt mehr dahinter. Tanja Heitmann schafft es ihre Welt der Wolfsdämonen auch dem Leser näher zu bringen, ohne dabei Verwirrung zu stiften. Vielmehr hält sie die Spannung im Buch dadurch aufrecht, dass der Leser den geheimnisvollen David und seinen Dämon bis zum Schluss nicht vollständig durchschauen kann.

Daher 4 ½ von 5 möglichen Sternen.

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