[Rezension] Chattam, Maxime: Der Herr des Nebels

Details:
Originaltitel: Autre-Monde: Entropia

Autor: Maxime Chattam
Genre: Dystopie
Reihe: Alterra
Band innerhalb der Reihe: 4
Gattung: Roman
Verlag: Knaur Taschenbuch ( 2012 )
Seiten: 390

Inhalt:

Im Norden erscheint ein dichter undurchdringlicher Nebel, Blitze zucken, seltsame Geistwesen erscheinen und Pans sterben. Grund genug für die Gemeinschaft der Drei sich auf die Suche nach dem Verursacher der schlimmen Ereignisse zu machen und in den bisher unerforschten Norden zu reisen. Der kleine Trupp trifft dort nichtsahnend auf eine Quelle des Bösen, die er nicht besiegen kann…

Meinung:

Der große Krieg zwischen Pans (Kindern) und Zyniks (Erwachsenen) ist beendet und ein Friedensvertrag wurde zwischen Kindern und Erwachsenen geschlossen. Ein Vertrag, der auf wackeligen Beinen steht, denn auf beiden Seiten gibt es Misstrauen. Das Schloss am Pass der Wölfe dient als diplomatischer Ort, an welchem die Großen gemeinsam mit den Pans an der Entwicklung von Friedensabkommen arbeiten. Doch der Unschuldstrinker, Diplomat der Großen, hasst alle Kinder und eine nicht geringe Anhängerschaft unter den Erwachsenen, die seiner Meinung folgen.

In Eden dagegen sind die Pans dabei sich für den Winter mit Nahrung einzudecken und Felder zu bestellen, da die Lebensmittel in den Städten langsam zur Neige gehen. Je mehr der Frieden allerdings fortschreitet, desto mehr Streitigkeiten erfolgen zwischen den Kindern. Jeder geht seinen eigenen Interessen nach und die vormalige feste Gemeinschaftsstruktur der Pans, die sie noch im Kampf gegen die Zyniks besaßen, bricht langsam auseinander.

Aber der Frieden hält nicht lange an, als aus dem Norden Nachricht kommt, dass ein Pan-Stützpunkt überfallen und die dortige Wachtruppe brutal getötet wurde. Ein dunkler Nebel im noch unerforschten Norden macht sich breit und Matt beschließt den Ereignissen auf den Grund zu gehen, als plötzlich ein grausiges Wesen, ein Foltergeist, in Eden einfällt und Opfer fordert. Dieses Wesen, so meint er, ähnelt dem Tovaderon, der ihn gejagt hatte und den er besiegen konnte.

Aber der vierte Band der Alterra-Reihe besteht nicht einfach nur aus neuen Abenteuern, welche die Gemeinschaft der Drei, Matt, Ambre und Tobias zu bestehen haben, sondern auch aus persönlichen Konflikten. Jeder der Pans versucht nun auch im Frieden seinen Platz in der neuen Welt zu finden. Während das einigen sehr gut gelingt, so ist Ambre, die das Herz der Erde in sich trägt und ihre Alteration dadurch ins Unendliche steigern kann, froh die Akademie zu leiten. Matt hingegen, dessen Alteration die Stärke ist, fühlt sich als Krieger vollkommen fehl am Platz. Auch zwischen den beiden herrscht Stille, die für Matt beinahe unerträglich ist. Er möchte lieber aus Eden fliehen, als ständig Ambres Anwesenheit ertragen zu müssen.

Hat man am Anfang des Buches noch ganz stark das Gefühl, dass dieser Band eher eine Mischung aus Teenie-Pubertätsprobleme und dystopischer Welt zu sein scheint, so hat sich der Autor doch wieder etwas Neues überlegt, das nach den ersten Seiten auch den Leser wieder in seinen Bann zieht. Denn Altbekanntes wird mit Neuem gemischt. Wieder begeben sich die Freunde auf Wanderschaft durch eine Welt, die nur noch sehr wenig mit der unsrigen zu tun hat, und entdecken dabei neue Merkwürdigkeiten, die der Sturm vor einem Jahr hinterlassen hat und die es zu entschlüsseln gilt.

Einerseits rücken die diplomatischen Beziehungen in den Vordergrund und die Machenschaften des Unschuldstrinkers, eines bösartigen Erwachsenen, werden unter die Lupe genommen, andererseits steht der Fokus im Norden des Landes, bei dem mir hin und wieder das Bild von Mordor im Kopf herumgespukt ist, zumindest solange, bis Matt und seine Freunde tatsächlich in der nördlichen Gegend angekommen sind.

Dann nämlich trifft man auf altbekannte Feinde, aber ebenso gruselige Wesen, die nicht zum Scherzen aufgelegt sind, sondern den Freunden nach dem Leben trachten. Neben dieser Feind-Freund-Konstellation geht die Handlung aber auch in die Tiefe, in die Psyche der Figuren, die mit den Folgen des Krieges und der Tatsache, dass sie Zyniks, also Menschen, getötet haben, um zu überleben. Matt sorgt sich um Ambre, die eine so große Macht in sich aufgenommen hat, die ihr eines Tages vielleicht schädlich sein und nicht mehr nur zum Wohl der Pans dienen könnte.

Der Herr des Nebels zeichnet sich durch viele verschiedene Handlungsstränge aus, welche die Alterra-Welt um ein vielfaches Bereichern und dem Leser einen größeren Einblick bieten. Maxime Chattam erweitert den Schauplatz seiner Welt (Nordamerika), indem er nun die kanadische Gegend erkunden lässt und verspricht am Ende eine noch größere geographische Erweiterung.

Fazit:

Auf mehreren Ebenen spielt der vierte Teil der Alterra-Reihe dieses Mal. Zum einen in Eden, der Hauptstadt der Pans, dem hohen unbekannten Norden und dem Pass der Wölfe, wo der Unschuldstrinker seine perfiden Pläne vorantreibt. Aber auch auf den Fokus einzelner Figuren setzt Maxime Chattam dieses Mal und konzentriert sich auf die seelischen Leiden, die wohl jeden Pan in der Friedenszeit einholen: Albträume und die Angst keinen Platz in dieser neuen Welt zu finden. So komisch-absurd, wie Band 3 geendet hat, beginnt Band 4, doch aus dieser anfänglichen Misere befreit sich der Autor mit neuen Ideen, die unvorhersehbar sind und deshalb durchgehend eine Spannung aufrecht erhalten, welche am Ende wieder voller Vorfreude den nächsten Teil erwarten lassen.

Bewertung: [4/5]

 

 

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