[Rezension] Ellen Alpsten: Heute trägt der Himmel Seide

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Autorin: Ellen Alpsten | Genre: Jugendbuch | Reihe: – | Gattung: Roman | Verlag: Coppenrath ( 2015 ) | Seiten: 393 | BloggdeinBuch

Alice Weber hat einen Traum: sie will Mode an der London School of Art & Fashion studieren und ihr Traum wird tatsächlich Wirklichkeit: Sie erhält eine Zusage und darf ein Jahr in London an der SAF verbrigen, danach braucht sie dringend ein Stipendium, den ihre Eltern können sie finanziell nicht länger unterstützen. Das fränkische Mädchen zieht in eine internationale Großstadt und schon am ersten Tag mehr Alice, dass sie hier all ihren Mut zusammennehmen muss, um nicht nur an der SAF bestehen zu können, sondern auch privates Leben in den Griff zu bekommen.

London School of Art & Fashion – ein (Alb)Traum wird wahr

Alice Weber, in Franken aufgewachsen, hat einen Traum: Sie will nach London und dort an der renommierten School of Art & Fashion studieren. Obwohl ihre Eltern ihr ein Jahr lang ermöglichen einen Kurs an der SAF zu absolvieren, stehen sie doch nicht 100%ig hinter den träumerischen Plänen ihrer Tochter. Eine bodenständige Ausbildung, wie ihr Bruder sie absolviert, wäre ihnen lieber. Doch sie geben Alice die Chance sich zu beweisen. Gleich der erste Tag an der SAF hinterlässt sie desillusioniert. Dort herrschen strenge Regeln und die Leiterin Leslie Withers kennt keine Gnade, wenn es um ihre Schüler geht. Jeder muss sein Bestes geben, vor allem dann, wenn er sich für das Hatton-Stipendium bewerben will. Genau das hat Alice vor, denn nur mit dieser finanziellen Unterstützung kann sie ihren Bachelor an der SAF absolvieren.

Aber nicht nur harten Konkurrenzkampf unter den Studienanfängern erlebt Alice, sondern auch das Glück neue Freunde kennenzulernen. Ihre Kommilitonin Cressida hat in ihrer WG noch ein Zimmer frei und dort trifft sie auch wieder auf den unbekannten Musiker, dem sie an ihrem ersten Tag in London zufällig begegnet ist: Ned. Alice arbeitet hart, doch ihre zweite Mitbewohnerin Kim will sie unbedingt wieder loswerden, auch wenn Alice nicht weiß warum. Für Ned entwickelt sie immer mehr Gefühle, doch er scheint ihr Dinge aus seiner Vergangenheit zu verheimlichen. Irgendjemand hat es auf sie abgesehen und manipuliert Alices Arbeiten an der SAF. Alice ist verzweifelt. Hin und hergerissen zwischen ihren Gefühlen für Ned und der Ohnmacht, die sie befällt: wer hasst sie so sehr, dass er ihre Arbeit zerstört?

Wer ist Freund und wer ist Feind?

Als ich „Heute trägt der Himmel Seide“ zur Hand genommen habe, hatte ich etwas Angst, dass ich Figuren erleben würde, die arrogant sind und nur in ihrer Modewelt existieren. Die gab es zwar durchaus, aber die zentralen Figuren von Ellen Alpsten haben mich positiv überrascht. Alice ist sympathisch und versucht ihren Traum zu verwirklichen, ohne dabei über Leichen zu gehen. Sie iwll niemandem etwas Böses, ist stattdessen sogar tollpatschig und legt sich selbst kleine Steine in den Weg. Umso erschrockener ist sie, als jemand mutwillig ihre Arbeit zerstört.

Die Autorin nutzt einen großartigen Handlungsort, London als Weltstadt sprüht geradezu vor Kreativität, Offenheit und Möglichkeiten. Gleichzeitig kann sich dort jeder neue erfinden. Geheimnisse aus der Vergangenheit bleiben im Verborgenen und Extravaganz findet sich auch dort, wo man sie nicht vermutet. Alice fühlt sich klein in dieser neuen Welt, die sich ihr eröffnet. Ihr bisheriges Leben in Franken ist von Normalität geprägt, sie muss nichts verschleiern. Umso schwerer fällt es ihr hinter die Fassanden der anderen zu blicken, deren Charaktere sich nicht auf den ersten Blick entschlüsseln lassen. Sei es Ned, der sie anbetet ihr aber gleichzeitig auch nicht die ganze Wahrheit über seine Familie oder Kim, die sich anscheinend nicht ausstehen kann. Auch Cressidas Stimmungsschwankungen irritieren Alice, doch ihre harte Arbeit lässt ihr kaum Zeit, darüber nachzudenken. Alice ist eine stolze Figur, die sich nichts sagen lassen und alles alleine schaffen will. Sie hält nicht einfach die Klappe, sondern sagt frei heraus, was sie denkt – manchmal zu ihrem Bedauern. Sie hat aber auch Talent, das sie manchmal zwar nicht bewusst zu nutzen weiß, das ihr aber mit vielen Zufällen (manchmal doch zu vielen?) weiterhilft.

Durch die metaphorische Sprache entstehen besonders am Anfang des Buches im Kopf des Lesers durch lauter Bilder. Diese wirken viel zu viel, verändern sich aber im Verlauf der Geschichte zum Besseren. Die Autorin weiß sie gezielter einzusetzen und ihre Bilder immer wieder aufzugreifen. Heute trägt der Himmel Seide ist eine Geschichte darüber, wie schwer es sein kann, seine Platz in der Welt zu finden; vor allem dann, wenn die eigenen Träume mit den Erwartungen aller anderen kollidieren. Verhängnisvolle Familiengeschichten, moderne Träume und die erste Liebe versprechen in London tolle Unterhaltung. Manchmal etwas zu vorhersehbar, aber auf ein paar Geheimnisse kommt man dann doch nicht so schnell!

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