[Rezension] Eichinger, Katja: Amerikanisches Solo

Amerikanisches Solo von Katja EichingerDetails:
Autorin: Katja Eichinger | Genre: Krimi | Reihe: – | Gattung: Roman | Verlag: Metrolit Verlag ( 2014 ) | Seiten: 244

Harry Cups ist ein berühmter Jazzmusiker und das Tournee-Leben ist seine Welt, in der er völlig aufgeht und sich auslebt. Seit langer Zeit gönnt er sich und seinen Musikern zum ersten Mal eine Auszeit vom ständigen Trubel des Bühnenlebens. Nahe des Laurel Canyons in L.A. sucht er in seinem festungsähnlichen Haus Ruhe und Frieden. Doch sein Geist ist ruhelos, den nach all den Jahren des Berühmtseins ist er letztendlich ein einsamer alternder Mann geworden, der auf der Suche nach seiner eigentlichen Identität ist.

Ein Stück Identität im verschlungenen Geflecht des Menschseins

Die Nacht ist die Zeit der Reflexion, wenn die Stadt zum Leben erwacht mit ihren glitzernden und blinkenden Lichtern, begibt sich der eine Teil in die Welt der Träume, der andere Teil in eine Welt des Feierns und der puren Unterhaltung. Harry Cups begibt sich auf die Suche nach seinem Selbst. Er reflektiert sein bewegendes Leben auf den Jazzbühnen dieser Welt – aber nicht nur das; Katja Eichinger lässt ihren Protagonisten in einem fortlaufenden reflexiven Monolog einen Blick in seine Vergangenheit werfen und stückweise seine Identität entschlüsseln. Zwischen Narzissmus und Sehnsucht nach Gesellschaft, erfindet sich dieser einsame Musiker immer wieder selbst.

Als er jedoch einer jungen, gutaussehenden Frau begegnet, verändert sich seine Perspektive auf die Welt schlagartig. Mit völliger Faszination betrachtet er Mona, seine neue Nachbarin und gerät dabei in eine Spirale mit obsessiven Zügen. Er fixiert sich auf Mona, die mit einem älteren Mann verheiratet ist und glaubt an ihre naive Unschuld, die Serge ihr geraubt hat. Harry Cups, welterfahren und hilfsbereit, entschließt die junge Frau aus ihrer unbewussten Gefangenschaft zu befreien.

Eine Kurzschlussreaktion mit Folgen

Es passiert von einem Moment auf den anderen, als die freundschaftliche Beziehung zwischen Mona und Harry zu einem Kampf zwischen Macht und Unterwerfung wird. Katja Eichinger hat in ihrem Debütroman ganz großes Können bewiesen, indem sie ihren Protagonisten eine sonderbare Reflexionsfähigkeit zuteilwerden lässt, die ihn in eine obsessive Mission stürzt, die aus völliger Fehlinterpretation der Welt entsteht. Er kämpft nicht nur den Kampf um die Befreiung von Monas angeblich unterdrückter Persönlichkeit, sondern er kämpft auch einen eigenen Kampf zwischen der Einsamkeit, die sein Leben geprägt hat und der plötzlichen Gesellschaft, die ihn durch die junge Frau umgibt. Fehlgeleitete Reflexionen seiner selbst und seiner Umwelt führen Harry und den Leser in eine faszinierende und spannende Geschichte, die eine knisternde Atmosphäre greifbar macht.

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